Sonntag, 5. Dezember 2010

Kommentar Wohnungssuche

Die Ausgewanderten, der Band bestehend aus vier langen Erzählungen, beginnt damit, daß der noch junge Selysses und seine Gefährtin – im reiferen Alter ist Selysses immer allein unterwegs – auf Wohnungssuche sind. Trotz der Verabredung meldet sich der Hausherr auf das Klingeln und Klopfen hin nicht. Kafka sorgt für einen anderen, allerdings recht unkonventionellen Zugang zum Gelände, man erreicht es mühselig kriechend durch ein niedriges Türchen, nicht viel höher als einer der Drahtbogen beim Croquetspiel. Immerhin treffen sie auf diesem Wege auf den Hausherrn, aber ist er es auch, oder hat sich vielleicht ein Unbefugter eingeschlichen, sein Benehmen ist zwielicht wenn nicht gar ungehörig, er klopft Marie, die ihm doch gänzlich unbekannt war, leicht auf die Wange. Das geht dahin. In Kafkas Anwesenheit kommt es selten zu Entscheidungen, obwohl alles schon entschieden scheint und alle Urteile gesprochen, die Entscheidung über die Vergabe der Wohnung muß auf jeden Fall vertagt werden.

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