Dem Thema der Trunksucht widmet sich Sebald in der Erzählung Ritorno in Patria eindringlicher als irgendwo sonst in seinem Werk. Getrunken wird beiderseits der Grenze, im Tirol nicht weniger als im Allgäu. Im Bahnhof von Innsbruck sind es die philosophisch gestimmten Sandler, in der Ortschaft W. trinken die Bauern bis tief in die Nacht hinein und oft bis zur Bewußtlosigkeit. Ihnen gesellt Sebald den Jäger Hans Schlag zu, allerdings an einen separaten Tisch und erkennbar maßvoll im Alkoholgenuß. Den tauscht Kafka nun aus gegen einen nicht näher benannten anderen. Oder hat ein Tausch nicht stattgefunden, steuert Kafka nur weitere Erkenntnisse bei bezüglich des Jägers? Er könnte sehr wohl sehr kräftig sein und wird immer kräftiger werden. Vielleicht hat er Trinkeraugen, obwohl er kein Trinker ist. Und wenn wir uns vor Augen halten, daß Hans Schlag tateinheitlich auch der Jäger Gracchus ist, so könnte es wohl sein, daß ihm, ungeachtet des Unrechts, das er begangen hat, Unrecht geschieht, vielleicht hat ihn das so verschlossen gemacht, vielleicht ist ihm immer Unrecht geschehn.
Samstag, 4. Dezember 2010
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