Donnerstag, 9. Dezember 2010

Im Farnwald

Aus dem Schattenreich
Kommentar


Ein paar Dutzend toter Bäume, die vor Jahren schon von den Klippen herabgestürzt sein müssen, liegen wild durcheinander. Ausgebleicht vom Salzwasser, vom Wind und von der Sonne, sieht das zerbrochene rindenlose Holz aus wie die Gebeine irgendeiner vor langer Zeit an diesem einsamen Ufer zugrundegegangenen, selbst die Mammuts und Saurier überragenden Art. Der Fußpfad führt nun um den Verhack herum, durch eine Ginsterböschung auf die Anhöhe der Lehmklippe hinauf und dort in geringer Entfernung von dem stets von Einbrüchen bedrohtem Rand des festen Landes zwischen Adlerfarnen hindurch, die mir weit über die Schultern reichten. Ich war völlig verirrt in dem Farnwald. Unverständlich verirrt, denn noch vor kurzem war ich zwar nicht auf einem Weg, aber in der Nähe des Wegs gegangen, der mir auch immer sichtbar gewesen war. Nun aber war ich verirrt, der Weg war verschwunden, alle Versuche, ihn wiederzufinden, waren mißlungen. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und wollte meine Lage überdenken, aber ich war zerstreut, dachte immer an anderes als an das Wichtigste, träumte an den Sorgen vorbei. Dann fielen mir die reichbehängten Heidelbeerpflanzen rings um mich auf, ich pflückte von ihnen und aß. Nach wenigen zögernden Schritten trat das Farnkraut unversehens auseinander und gab den Blick frei auf ein zur Kirche des nächsten Dorfes hin erstreckendes Feld. Aber was hilft es, reicht doch - von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen – schon die Zeit eines gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Gang bei weitem nicht hinreicht.

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