Sonntag, 5. Dezember 2010

Kommentar Autobiographie

Die Akteure der Londoner City in ihren nachtblauen Anzügen, gestreiften Hemdbrüsten und grellfarbenen Krawatten erscheinen als eine in keinem Bestiarium beschriebene Tierart, verwandt sind sie offenbar aber dem halben Dutzend besonders kaltblütiger Fische, angetan mit gestärkter Hemdbrust, Krawatte und Frack, die an einer gedeckten Tafel sitzen, im Begriff, einen ihrer Artgenossen zu verspeisen, wie es uns eine Gravüre Grandvilles vorführt. Scharf abgehoben von der schwankenden Horde sitzt am Rande ein vereinzelten Mensch: Austerlitz. Gefällige Konventionen teilt er nicht, und so nimmt er ohne Umschweife das Gespräch mehr oder weniger dort wieder auf, wo es einst, vor langen Jahren, abgebrochen war. Wieder geht es um das Schreiben, mit Worten, die von Kafka stammen könnten, entwirft er den Plan einer selbstbiographischen Untersuchung und antizipiert ihr Scheitern im Irrsinn, ähnlich einem Kosakentanz, wobei der Kosak mit den Stiefelabsätzen die Erde so lange scharrt und auswirft, bis sich unter ihm sein Grab bildet. Das sich unter ihr bildende Grab ist freilich Bedingung einer jeden selbstbiographischen Untersuchung.

Autobiographie



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