Montag, 15. November 2010

Kommentar Bauträume


Wer Austerlitz als ein Buch vom Bauen liest und die anderen Motivfäden von dorther aufknüpft, hat keine schlechte Lektüreentscheidung getroffen. Alle Verirrungen und Verbrechen des Menschen spiegeln sich als Verirrungen und Verbrechen des Bauens, Festungen, Justizpaläste, die Anlage des Konzentrationslagers von Theresienstadt. Menschengerechtes Bauen, wenn der Mensch denn gerecht wäre, würde sich in unmittelbarer Nähe zum Nichtbauen abspielen, die Feldhütte und das Häuschen des Schrankenwärters. Auch Kafka ist zutiefst betroffen von der fiebrigen Bautätigkeit und der Notwendigkeit rastlosen Restaurierens, oder besser: er hört und erhört das Flehen der Bauten um Darstellung. Ruinen und Trümmerfelder werden, wie wir auch in den Ringen des Saturn lernen, zu neuen Aufmarschplätzen der im Bauen wie nirgends sonst sich manifestierende Megalomanie der Menschen, die stets weitere Ruinen vorbereitet und inzwischen, man muß es vermuten, den Jüngsten Tag fest im Visier hat.

Bauträume

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