Donnerstag, 11. November 2010

November

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Am nächsten Morgen, als er in seinem Hotel erwachte nach einem tiefen traumlosen Schlaf, den nicht einmal die vom Ring heraufdringenden Brandungsgeräusche der Verkehrsströme hatten stören können, war es ihm, als hätte er während der Stunden seiner nächtlichen Abwesenheit ein breites Wasser überquert. Er blickte aus dem Fenster. Ein trüber Tag. Es ist November. Ihm scheint, daß zwar jeder Monat eine besondere Bedeutung hat, der November aber noch einen besondern Zusatz von Besonderheit. Vorläufig ist davon allerdings nichts zu sehn, es fällt bloß ein mit Schnee untermischter Regen. Aber das ist vielleicht nur der äußere Anblick, der immer täuscht, denn da sich die Menschen als Gesamtheit allem gleich anpassen und man doch zunächst nach dem Anblick der Menschen urteilt, sollte man eigentlich niemals eine Veränderung der Weltlage wahrnehmen können. Aber da man auch selbst ein Mensch ist, seine Anpassungskraft kennt und von ihr aus urteilt, erfahrt man doch einiges und weiß, was man davon zu halten hat, daß der Verkehr unten nicht stillsteht, sondern Straße auf, Straße ab mit verbissener unermüdlicher undurchdringlicher Überlegenheit sich in Gang erhält. Noch ehe er die Augen aufgemacht hatte, hatte er sich die Gangway eines großen Fährschiffs herunterkommen sehen, und nun, da er gleichsam festen Boden unter den Füßen hatte, faßte er den Entschluß, mit dem Abendzug nach Venedig zu fahren, ins Licht, wie er meinte.

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