Kommentar
Der Kranke war viele Stunden allein gelegen, das Fieber war ein wenig zurückgegangen, hie und da hatte er einen leichten Halbschlaf einfangen können, im übrigen hatte er, da er sich vor Schwäche nicht rühren konnte, zur Decke hinaufgesehn und gegen viele Gedanken kämpfen müssen. Sein Denken schien überhaupt nur in Abwehr zu bestehn, alles, woran er zu denken anfing, langweilte oder quälte ihn und er verbrauchte seine Kraft damit, sein Denken zu ersticken. Es war gewiß schon Abend, jedenfalls war es schon lange finster, da es November war, als sich die Tür des Nebenzimmers öffnete, die Vermieterin hereinschlüpfte, um das elektrische Licht aufzudrehn, und der Arzt ihr folgte. Es war nicht, wie erwartet, der Dr. R., der aus einer mährischen Stadt, soweit bekannt aus Nikolsburg, mit seiner blassen Frau und seinen beiden halbwüchsigen Töchtern Felicia und Amalia nach P. gekommen war, sondern um den sicher schon auf die Siebzig gehenden Dr. P., den man zu jeder Tages- und Nachtzeit auf seiner siebenhundertfünfziger Zündapp im Ort herum oder bergauf und bergab zwischen den umliegenden Ortschaften hin und her fahren sehen konnte. Bei seinem Anblick wunderte der Kranke sich, wie wenig krank er eigentlich war oder wie wenig die Krankheit ihn angriff, denn er erkannte den Eintretenden ganz genau, keine seiner bekannten Einzelheiten fehlte, ja nicht einmal jene, welche ihm Gefühle einer unbestimmten Art, der Öde einerseits und einer fragwürdigen Ewigkeit andererseits, zu erregen pflegten, erschienen irgendwie übertrieben, alles war, wie es immer war.
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