Sonntag, 7. November 2010

Abgedankt

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Außerdem sind zu sehen zahlreiche aus Speckstein und Elfenbein geschnittene Skulpturen des Kaisers die in zeigen in den bekannten Posen und die, von zirka zehn Zentimeter angefangen, immer winziger werden, bis fast nichts mehr zu sehen ist als ein blindes Fleckchen Weiß, der erlöschende Fluchtpunkt vielleicht der Menschheitsgeschichte; perhaps that is all one can do today, construct whiteness. Eine dieser diminutiven Figuren stellt den abgedankten Kaiser dar sur le rocher de l’ile de Sainte-Hélène Er sitzt, kaum mehr als erbsengroß, in Mantel und Dreispitz rittlings auf einem Sesselchen. Man erzählt sich, Feldarbeiter, die rein gar nichts wußten von den Weltläufen, hätten ihn, als sie eines Abends nach Hause gingen, vorgefunden in ähnlicher Haltung unten auf der Straßenböschung. Er duselte mit halb offenen Augen. Er machte zuerst den Eindruck eines schwer Betrunkenen, er war aber nicht betrunken. Auch krank schien er nicht zu sein, auch nicht von Hunger geschwächt, auch von Wunden nicht müde, wenigstens schüttelte er zu allen solchen Fragen den Kopf. Wer bist du denn? fragte man ihn schließlich. Ich bin ein großer General, sagte er ohne aufzuschauen. Ach so, sagte man, also das ist dein Leiden. Nein, sagte er, ich bin es wirklich. Natürlich, sagte man, wie solltest du es denn sonst sein. Lacht wie ihr es versteht, sagte er, ich werde euch nicht strafen. Aber wir lachen doch nicht, sagte man, sei was du willst, sei Obergeneral, wenn du willst. Bin ich auch, sagte er, ich bin Obergeneral. Nun siehst du, wie wir das erkannt haben. Aber das kümmert uns nicht, wir wollten dich nur darauf aufmerksam machen, daß es in der Nacht stark frieren wird und daß du deshalb von hier fortgehn sollst. Ich kann nicht fortgehn und ich wüßte auch nicht, wohin ich gehn sollte. Warum kannst du denn nicht gehen? Ich kann nicht gehn, ich weiß nicht warum. Wenn ich gehn könnte, wäre ich ja im gleichen Augenblick wieder General inmitten meines Heeres. Sie haben dich wohl hinausgeworfen? Einen General? Nein, ich bin hinuntergefallen. Von wo denn? Vom Himmel. Von dort oben? Ja. Dort oben ist dein Heer? Nein. Aber ihr fragt zuviel. Geht fort und laßt mich.

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