Kommentar
Man brachte uns ein kleines altes Wandschränkchen. Der Nachbar hatte es von einem entfernten Verwandten geerbt, als einziges Erbstück, hatte es auf verschiedene Weise zu öffnen versucht und hatte es schließlich, da es ihm nicht gelingen wollte, zu meinem Meister gebracht. Die Aufgabe war nicht leicht. Nicht nur, daß kein Schlüssel vorhanden war, es war auch kein Schloß zu entdecken. Entweder war irgendwo ein geheimer Mechanismus, dessen Auslösung nur von einem in solchen Dingen sehr erfahrenen Mann gefunden werden konnte, oder der Schrank war überhaupt nicht zu öffnen, sondern nur aufzubrechen, was allerdings höchst einfach zu bewerkstelligen gewesen wäre. Der Meister legte sein Handwerkszeug weg, räumte den mit Filz überzogenen Arbeitstisch ab, breitete ein doppeltes Zeitungsblatt aus und auf diesem Zeitungsblatt das Nachtessen bestehend aus etwas Weichkäse mit Schnittlauch, einem Rettich, ein paar Tomaten mit Zwiebeln und einem geräucherten Hering. Er geht in die Küche hinaus und bringt ein Bier herein. Er wetzt das Messer, säbelt ein Rädchen ab von der Harten Wurst, tut einen tiefen Schluck aus dem Glas und wischt sich mit dem Handrücken den Schaum vom Mund. Er schaut auf das alte Wandschränkchen und sieht klar, was zu tun ist.
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