Kommentar
In einer Neumondabend ging ich aus einem Nachbardorf nach Hause. Als ich aus dem Wald herauskam, war es vollends Nacht geworden. Aus den Wiesen stiegen die weißen Nebel, und drunten an dem nunmehr ein gutes Stück weit entfernten Flußlauf erhob sich die schwarze Sägmühle, die vor langen Jahren, unmittelbar nach meiner Einschulung, mit ihrem gesamten Holzlager in einem großen, das ganze Tal erleuchtenden Feuer niederbebrannt war. Das Dunkel senkte sich jetzt auch über die Straße. Es war nur noch ein kurzer Weg auf gerader, völlig dem Monde ausgesetzter Landstraße, man sah jede Kleinigkeit auf dem Boden genauer als bei Tag. Ich war nicht mehr weit von der kleinen Pappelallee, an deren Ende dann schon unsere Dorfbrücke sich anschließt, da sah ich ein paar Schritte vor mir – ich mußte geträumt haben, daß ich es nicht früher gesehen hatte –, einen kleinen Verschlag aus Holz und Tuch, ein kleines, aber sehr niedriges Zelt, Menschen hätten darin nicht aufrecht sitzen können. Es war völlig abgeschlossen; auch als ich es ganz nahe umging und betastete, fand ich keine Lücke. Man sieht auf dem Land mancherlei und lernt daraus, auch Fremdes leicht zu beurteilen, aber wie dieses Zelt hierhergekommen war und was es sollte, konnte ich nicht verstehn. Eine junge zigeunerartige Frau macht vor dem Altar aus Federbetten und Decken ein weiches Lager zurecht. Sie ist bloßfüßig, hat einen weißgemusterten roten Rock, eine weiße, hemdartige, vorn nachlässig offene Bluse und wild verschlungene braune Haare. Auf dem Altar steht ein Waschbecken.
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