Sonntag, 14. November 2010

Custodes Georgii

Aus dem Schattenreich
Kommentar

llegar al corazón de la selva evitando las ciénagas

 
In der Ferne zieht sich ein Saum dunkelgrüner Baumwipfel. Zur Linken steht der Patron der Herden, Hirten und Aussätzigen, der heilige Antonius. Er trägt ein tiefrotes Kapuzenkleid und einen weiten erdbraunen Umhang. In der Hand hält er eine Schelle. Ein zahmer, zum Zeichen der Ergebenheit ganz an den Boden geduckter Eber liegt ihm zu Füßen. Von rechts her tritt uns der heilige Georg entgegen, zuvorderst hält er inne, eine Handbreit über der Welt, als wolle er gleich über die Schwelle der Zeit treten. Georgius Miles, Mann mit eisernem Rumpf, erzen geründeter Brust, rotgoldenem Haupthaar und silbernen weibliche Zügen. Mit strengem Blick sieht der Eremit auf die glorreiche Erscheinung des Ritters, der ihm gegenübergetreten ist und von dem etwas herzbewegend Weltliches ausgeht. Der Drache, ein geringeltes, geflügeltes Tier, hat sein Leben bereits ausgehaucht. Die aus weißem Metall geschmiedete, kunstreiche Rüstung versammelt auf sich allen Abendschein. Nicht der geringste Schatten der Schuldhaftigkeit fällt auf das jugendliche Gesicht Georgs. Schutzlos sind Nacken und Hals dem Betrachter preisgegeben. Mitten in den Sumpfwäldern unter den dunkelgrünen Baumwipfeln hatte ich, so Georg, eine Wache aufgestellt. Nun aber ist alles leer, niemand antwortet den Rufen, die Wache hat sich verlaufen, ich muß eine neue Wache aufstellen. Georg sah in das frische, starkknochige Gesicht des jungen Mannes, der herangetreten war. Der vorige Posten hat sich verlaufen, sagte er, ich weiß nicht warum, aber es geschieht, daß dieses öde Land den Posten von seinem Platz lockt. Nimm dich also in acht! Der Mann stand aufrecht vor ihm, in Paradestellung. Georg fügte noch hinzu: Solltest du dich aber doch verlocken lassen, ist es nur dein Schaden. Du versinkst im Sumpf, ich aber werde gleich eine neue Wache hier aufstellen, und wenn die untreu werden sollte, wieder eine andere und so fort ohne Ende. Gewinne ich nicht, so werde ich doch auch nicht verlieren. - Aber kann sich denn nicht jederzeit auch an einem aufmerksamen Wächter vorbei - von den unseligen Stunden fehlender Wachen ganz abgesehen - ein neues Untier aus den Sumpfwäldern heraus auf die Lichtungen unserer Welt schleichen.

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