Freitag, 12. November 2010

Hochmut

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Nachdem ich das Museum verlassen hatte, saß ich eine Zeitlang auf einer steinernen Bank auf der Piazza, die eigentlich nur ein kleiner, zwischen hohen Häusern gelegener Baumgarten war, wo Eukalyptus und Oleander, Fächerpalmen und Lorbeer und Myrthen eine Oase bilden inmitten der Stadt. Der Garten war durch ein Gitter getrennt von der Gasse, auf deren anderer Seite die geweißelte Front eines Hauses über die der Nachbargebäude emporragte. Der Nachmittag neigte sich bereits seinem Ende zu, als ich endlich die Gasse überquerte. An der einen Seite des Gebäudes war ein schmaler, niedriger, rundgewölbter, ebenfalls weiß getünchter Gang, ich stand vor seinem Eingang, er führte schief in die Tiefe. Ich wußte nicht, ob ich eintreten sollte, unschlüssig zerrieb ich mit meinen Füßen das schüttere Gras, das vor dem Eingang wuchs. Da kam ein Herr vorüber, wohl zufällig, er war ein wenig gebückt, aber willkürlich, weil er mit mir sprechen wollte. Wohin denn, mon cher? fragte er. Noch nirgendhin, sagte ich und blickte in sein fröhliches, aber hochmütiges Gesicht – es wäre hochmütig gewesen auch ohne das Monokel, das er trug – noch nirgendhin. Ich überlege erst.

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