Dienstag, 9. November 2010

Bei Tisch

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Haushälterin kam mit einem Servier- und Wärmewagen, einer Art Patentkonstruktion aus den dreißiger Jahren, herein. Sie trug ihre graue Kleiderschürze und tat stumm, höchstens ein paar gemurmelte Worte mit sich selber wechselnd, ihre Arbeit. Sie zündete die Lichter an, stellte die Schüsseln auf den Tisch und schlurfte wortlos, wie sie gekommen war, wieder hinaus. Wir legten uns selbst vor, wobei wir die Schüsseln um die Tafel herum einander zutragen mußten. Die Vorspeise bestand aus einigen wenigen mit marinierten jungen Spinatblättern bedeckten grünen Spargeln. Den Hauptgang bildeten Brokkolisprossen in Butter und in Pfefferminzwasser gesottene neue Kartoffeln, die im sandigen Boden eines der alten Glashäuser bereits Ende April die Größe von Walnüssen erreichten. Zuletzt aßen wir ein mit Rohrzucker bestreutes, mit Rahm unterzogenes Rhabarberkompott. Es war eine kleine Gesellschaft im engen Zimmer abends bei diesem Diner. Ein Vogel umflog uns, ein Rabe, zupfte den Mädchen die Haare und tauchte den Schnabel in die Teller. Wir kümmerten sich nicht um ihn, sangen und lachten, da wurde er kühner,

Keine Kommentare: