Samstag, 6. November 2010

Menschenleer

Aus dem Schattenreich
Kommentar
In geraden Linien und leichten Bögen verliefen die Auto- und Wasserstraßen und die Trassen der Eisenbahn zwischen den Weiden und Waldparzellen, Bassins und Reservoiren hindurch. Eingebettet in das ebenmäßige Gewebe, lag als Überrest aus früherer Zeit eine von Bauminseln umgebene Domäne. Ein Traktor kroch, wie nach einer Richtschnur, quer über einen bereits abgeernteten Acker, nirgends aber sah man auch nur einen einzigen Menschen. Gleich ob man über Neufundland fliegt oder bei Einbruch der Nacht über das von Boston bis Philadelphia reichende Lichtergewimmel, es ist immer als gäbe es keine Menschen, als gäbe es nur das, was sie geschaffen haben und worin sie sich verbergen. Aber, und das ist das Überraschende und eigentlich nicht zu Glaubende, auch das Charakteristische der Stadt ist ihre Leere, und was man für ein Irrbild der Luft und der großen Höhe halten mochte, bestätigt sich am Boden. Der große Ringplatz zum Beispiel ist immer leer. Die Elektrischen, die sich dort kreuzen, sind immer leer. Laut, hell, befreit von der Notwendigkeit des Augenblicks klingt ihr Läuten. Der große Basar, der am Ringplatz beginnt und durch viele Häuser in eine weit entfernte Straße führt, ist immer leer. An den vielen im Freien stehenden Tischchen des Kaffeehauses, das zu beiden Seiten des Basareinganges sich ausbreitet, sitzt kein Gast. Das große Tor der alten Kirche in der Mitte des Platzes ist weit offen, aber niemand geht ein oder aus. Die Marmorstufen, die zum Tor emporfuhren, strahlen mit einer geradezu unbändigen Kraft das Sonnenlicht zurück, das auf sie fällt.


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