Freitag, 5. November 2010

Unser Direktor

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Unser Direktor - auf Wunsch seines Vaters hatte er in Prag und Preßburg die Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften studiert - ist jung, es liegen große Pläne vor, immerfort treibt er uns an, grenzenlos ist die Zeit, die er darauf verwendet und einer ist ihm so viel wert wie alle. Er ist fähig, bei irgendeinem kleinen Unbedeutenden, auf den kaum unser Blick gefallen ist, ganze Tage zu verbringen, er setzt sich mit ihm auf einen Sessel, er hält ihn umarmt, er legt sein Knie auf des andern Knie, er beschlagnahmt sein Ohr, niemandem sonst darf es mehr zugänglich sein, und nun beginnt er die Arbeit. Unser Betrieb floriert, fast ganz allein getragen von der Arbeit und der Leidenschaft des Direktors. Viele Jahre später aber, wenn er in den in den Ruhestand eingetreten ist und sich der Zucht seltener Rosen und Veilchen zu widmet, wird er mit einem gewissen Entsetzen sagen, mehr als ein halbes Jahrhundert habe er in Bureaus und Werkhallen zugebracht.

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