Mittwoch, 24. November 2010

Kommentar Zauberkunst

Kafkas Nähe zur Zirkuswelt ist allen vertraut, die Zirkusreiterin, der Hungerkünstler zählen zu seinen bekanntesten und eindrücklichsten Gestalten, der Trapezkünstler folgt dichtauf. Andererseits werden auch fortgeschrittene Sebaldleser vielleicht einen Augenblick benötigen, bevor sie sich erinnern an die Artistenfamilie im Mailänder Konsulat, das der von Schwindelgefühlen geplagte Selysses zwecks Paßausstellung aufsucht, oder an die Zirkusleute, wahlweise in Austerlitz oder in den Korsikafragmenten, von wo sie, wie vieles andere auch, mit einem Ausdruck Chandlers: filibustiert wurden. Wenn sich nun Sebalds, wie es scheint, recht harmloser Zauberkünstler mit einem zirkusnahen Mandatsträger aus Kafkas Welt zusammentut, verlängert sich der erkenntnissuchende Blick in die Tiefe bis zu dem Punkt, an dem er ratlos erlischt.
Von der Zauberkunst

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