Der Versuch, bei Sebald einen Textrahmen für eine Streitszene zu finden, scheint aussichtslos. Sebalds Menschen streiten sich nicht. Sie stehen gemeinsam in einem abgrundtiefen Abstand zur Alltäglichkeit der Welt, jeder Gedanke eines Streits würde in diesem Abgrund sang- und klanglos verschwinden. Soll sich der Major Wyndham Le Strange mit Mrs. Ashbury streiten oder Mme Landau mit dem Richter Farrar, der heilige Georg gar mit dem heiligen Antonius. Georg ist natürlich von Haus aus ein Streiter, aber nun hat der Drache, ein geringeltes, geflügeltes Tier, sein Leben bereits ausgehaucht. Noch weniger werden Sebalds Menschen sich mit jemandem streiten, der nicht zu ihnen gehört, auf welchem gemeinsamen Boden auch. Allenfalls einem Angehörigen des aus der historischen Realität in Sebalds Welt eingewanderten Personals wie Stendhal ist der Streit um ein Opernglas überhaupt zumutbar. Immerhin ist der durch das Fehlen des Glases in seiner Leidenschaft für Opernmusik und Frauen erheblich behindert.
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