Sonntag, 14. November 2010

Ein großes Fahnentuch

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Die entscheidende Wendung dieser Schlacht in der lombardischen Landschaft, in deren Entfernung graue und blaue Farbbänder sich immer feiner voneinander absonderten, um sich zuletzt am Horizont in einer Art Höhenrauch aufzulösen, wurde herbeigeführt von einer furiosen Reiterattacke, die, als alles bereits verloren schien, die feindliche Hauptmacht im Licht der niedergehenden Sonne von der Seite her aufriß. Ein großes Fahnentuch lag auf ihm, er arbeitete sich mühselig hervor. Er fand sich auf einer Anhöhe, Wiesenland und kahler Felsen wechselten ab. Ähnliche Anhöhen zogen sich wellenförmig nach allen Himmelsrichtungen, die Aussicht ging weithin, nur im Westen löste Dunst und Glanz der jetzt halb schon untergegangenen Sonne alle Formen auf. Der erste Mensch, den er sah, war sein Kommandant, er saß auf einem Stein, die Beine gekreuzt, den Ellbogen aufgestützt, den Kopf in der Hand, und schlief. Zurückdenkend an diesen Septembertag, der zweifellos ein Tag des Sieges gewesen war, schien es ihm späterhin oft, als habe er die folgenden Jahre, sämtliche Kampagnen und Katastrophen damals vorausgesehen, und als sei ihm zu diesem Zeitpunkt klar geworden, daß er sein Glück nicht im Dienst der Armee würde machen können. Jedenfalls war es in jenen Herbstwochen gewesen, daß er den Entschluß faßte, der größte Schriftsteller aller Zeiten zu werden.

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