Kafkas Fragment dringt hier tief in die Gegebenheiten dichterischen Schreibens ein. Ihm, dem Dichter, ist etwas anvertraut worden als Geheimnis, aber es ist nur eine Stimme, eine Klangfarbe, wie es zentraler Stelle bei Peter Weiss in der Ästhetik des Widerstands heißt. Das übrige, die Themen, die Handlung, die Überzeugungen und Meinungen ist kein Geheimnis, ist nur Spreu, davon geht der Dichter nicht aus, diese Dinge bitten vielmehr von sich aus um die Barmherzigkeit, mitgeteilt zu werden. On relit un paragraphe de Kafka et ne comprend pas pourquoi c’est si extraordinaire – wenn man sich vorstellt, daß nicht er zu den Dingen geht, sondern die Dinge zu ihm kommen und ihn anflehen, sie zu notieren, sieht man vielleicht ein wenig klarer, so klar, wie man in der Metapher sehen kann. Von Sebald ausgeliehen sind die Motive der sinnlichen Freude am Schreibvorgang selbst, von der er Austerlitz berichten läßt wie auch von der Zerstörung des Verhältnisses zur Sprache. In den Schwindel.Gefühlen wird erzählt von dem Versuch, sich reisend von der Strapaze des Schreibens zu erholen, ein Versuch, der allenfalls dann gelingen kann, wenn das Reisen wiederum in den Dienst des Schreibens gestellt wird.
Montag, 15. November 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen