Dienstag, 22. Februar 2011

Kommentar Am Fenster

Über Kafkas Chinageschichten liegt ein besonderer Glanz, auch der des Glücks der großen Weite, die der Enge der Gerichtstuben, der Kaschemmen, der Hungerkäfige und Zirkusarenen so sehr entgegengesetzt ist. Noch im Augenblick seines Todes denkt der Kaiser, gottgleich, an seinen entferntesten Untertanen und sendet ihm eine Botschaft, die ihn naturgemäß nie erreichen wird, von der er aber am einsamen Fenster seiner Hütte in grenzenloser Steppe träumen kann. Und auch nach dem Einfall der Barbaren kommt Hoffnung auf bei den Untertanen, als man glaubt, die Kaiserin an ihrem Palastfenster zu sehen. Eine grundlose Hoffnung, wie Sebald in den Ringen des Saturn wissen läßt, die Untertanen gelten der Kaiserin weit weniger als ihre Seidenwürmer, die bald ihr Leben lassen werden für den feinen Faden, den sie spinnen.
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