Kommentar
Dr. Rambousek war nicht lange nach Kriegsende aus der mährischen Stadt Nikolsburg mit seiner blassen Frau und seinen beiden halbwüchsigen Töchtern Felicia und Amalia nach W. gekommen. Daß dieser kleine, korpulente, stets auf eine großstädtische Weise gekleidete Mann in W. nicht Fuß zu fassen vermochte, war nicht verwunderlich. Seine verhangenen, fremdländisch wirkenden und wohl am besten mit dem Wort levantinisch bezeichneten Gesichtszüge, die allzeit über seine großen dunklen Augen zur Hälfte gesenkten Lider, sein ganzer irgendwie abgewandte Habitus ließen wenig Zweifel daran, daß er zu den von Haus aus Untröstlichen gerechnet werden mußte. Als Dr. Rambousek noch in Nikolsburg praktizierte, kam er einmal zu einem, der schwerkrank im Bett lag. Er nahm Platz beim Tischchen, das an das Bett geschoben war, und beobachtete den Kranken, der wiederum ihn ansah. Keine Hilfe, sagte der Kranke, nicht als frage, sondern als antworte er. Dr. Rambousek öffnete ein wenig ein großes medizinisches Werk, das am Rande des Tischchens lag, sah flüchtig aus der Entfernung hinein und sagte, das Buch zuklappend: Hilfe kommt aus Bregenz. Und als der Kranke angestrengt die Augen zusammenzog, fügte Dr. Rambousek hinzu: Bregenz in Vorarlberg. – Das ist weit, sagte der Kranke. Inzwischen wohnte der Dr. Rambousek, wie bereits ausgeführt, in unserem Dorf und damit in ziemlicher Nähe von Bregenz, aber Hilfe kam von dort her nicht. In die Praxis in W. kam eines Tages ein Kind, Hilfe zu erbitten für einen Unheilbaren. Die Tür zum Ordinationszimmer war geschlossen, dennoch wagte das Kind einzutreten. Drinnen war alles getränkt in das tiefgrüne Sommerlicht, das durch den Lindenbaum vor dem Fenster hereinfiel. Es herrschte eine endlose Stille. Der Dr. Rambousek saß wie sonst auch auf seinem Drehsessel, nur daß sein Oberkörper vornübergebeugt auf der Schreibtischplatte lag. Der linke Hemdärmel war zur Hälfte hinaufgeschoben, und in der Armbeuge ruhte auf eine verdrehte Weise der unheimlich groß erscheinende Kopf mit den bewegungslos starrenden, halb hervorgetretenen, aber immer noch sehr schönen dunklen Augen.
Dr. Rambousek war nicht lange nach Kriegsende aus der mährischen Stadt Nikolsburg mit seiner blassen Frau und seinen beiden halbwüchsigen Töchtern Felicia und Amalia nach W. gekommen. Daß dieser kleine, korpulente, stets auf eine großstädtische Weise gekleidete Mann in W. nicht Fuß zu fassen vermochte, war nicht verwunderlich. Seine verhangenen, fremdländisch wirkenden und wohl am besten mit dem Wort levantinisch bezeichneten Gesichtszüge, die allzeit über seine großen dunklen Augen zur Hälfte gesenkten Lider, sein ganzer irgendwie abgewandte Habitus ließen wenig Zweifel daran, daß er zu den von Haus aus Untröstlichen gerechnet werden mußte. Als Dr. Rambousek noch in Nikolsburg praktizierte, kam er einmal zu einem, der schwerkrank im Bett lag. Er nahm Platz beim Tischchen, das an das Bett geschoben war, und beobachtete den Kranken, der wiederum ihn ansah. Keine Hilfe, sagte der Kranke, nicht als frage, sondern als antworte er. Dr. Rambousek öffnete ein wenig ein großes medizinisches Werk, das am Rande des Tischchens lag, sah flüchtig aus der Entfernung hinein und sagte, das Buch zuklappend: Hilfe kommt aus Bregenz. Und als der Kranke angestrengt die Augen zusammenzog, fügte Dr. Rambousek hinzu: Bregenz in Vorarlberg. – Das ist weit, sagte der Kranke. Inzwischen wohnte der Dr. Rambousek, wie bereits ausgeführt, in unserem Dorf und damit in ziemlicher Nähe von Bregenz, aber Hilfe kam von dort her nicht. In die Praxis in W. kam eines Tages ein Kind, Hilfe zu erbitten für einen Unheilbaren. Die Tür zum Ordinationszimmer war geschlossen, dennoch wagte das Kind einzutreten. Drinnen war alles getränkt in das tiefgrüne Sommerlicht, das durch den Lindenbaum vor dem Fenster hereinfiel. Es herrschte eine endlose Stille. Der Dr. Rambousek saß wie sonst auch auf seinem Drehsessel, nur daß sein Oberkörper vornübergebeugt auf der Schreibtischplatte lag. Der linke Hemdärmel war zur Hälfte hinaufgeschoben, und in der Armbeuge ruhte auf eine verdrehte Weise der unheimlich groß erscheinende Kopf mit den bewegungslos starrenden, halb hervorgetretenen, aber immer noch sehr schönen dunklen Augen.
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