Samstag, 19. Februar 2011

Kommentar London

Die trostlose Ausfahrt aus der Bahnhof Liverpool Street wird, ausgehend von einigen Schmetterlingssträuchern in den Fugen und Ritzen des Mauerwerks und einem Zitronenfalter, zu einem Ort der Schönheit, sicher auch für den gerade mit Schwindelgefühlen aus Italien zurückgekehrten Selysses selbst, denn auch der Schreibende ist ein Leser, und die Schönheit kommt ohnehin nicht aus den Sträuchern, sondern aus dem Wort gewordenen Blick des Dichters. Ausgeschlossen sind aber die Mitreisenden, die mit blind bewegungslosen Augen auf die Vorhöfe der Metropole hinausstarren. Eine Regenwand über London ruft das Gegenbild eines sonnigen Sommersonntags hervor, und die Verhältnisse kehren sich um. Jetzt ist der inzwischen von Kafka geleitete Selysses der Ausgeschlossene von der Freude auf dem Fluß. So oder so, immer ist Selysses auf der anderen Seite. Der Bazill der Vereinzelung steckt in jedem, aber wenige nur sind ganz in seiner Hand.
Kafka TB 20
London

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