Dienstag, 22. Februar 2011

Am Flußufer

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Draußen auf dem bleifarbenen Meer begleitete uns ein Segelboot, genauer gesagt schien es uns, als stünde es still und als kämen wir selber, Schritt für Schritt, so wenig vom Fleck wie der unsichtbare Geisterfahrer mit seiner bewegungslosen Barke. Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Wolkenbänke schoben sich weit hinaus über das jetzt von weißen Streifen durchzogene Meer. Die Barke, die solange sich nicht fortbewegen wollte, war auf einmal verschwunden. Der Vater hielt mich an der Hand, dies tat er mit Vorliebe bis in sein hohes Alter, und mit der andern fuhr er seine lange ganz dünne Pfeife entlang als wäre es eine Flöte. Sein großer schütterer starrer Bart ragte in die Luft, denn im Genuß der Pfeife blickte er über den Fluß hinweg in die Höhe. Desto tiefer senkte sich sein Zopf, der Gegenstand der Ehrfurcht der Kinder, leise rauschend auf der golddurchwirkten Seide des Feiertagsgewandes. Als wir endlich zum Ufer am Flußdelta kamen, hielt die Barke vor uns, der Schiffer winkte meinem Vater zu, er möge die Böschung herabkommen, er selbst stieg ihm entgegen. In der Mitte trafen sie einander, der Schiffer flüsterte meinem Vater etwas ins Ohr; um ihm ganz nahe zu kommen, umarmte er ihn. Ich verstand die reden nicht, sah nur, wie der Vater die Nachricht nicht zu glauben schien, der Schiffer mit der Leidenschaftlichkeit des Schiffervolkes zum Beweise der Wahrheit fast sein Kleid auf der Brust zerriß, der Vater stiller wurde und der Schiffer polternd in die Barke sprang und wegfuhr. Nachdenklich wandte sich mein Vater zu mir, klopfte die Pfeife aus und steckte sie in den Gürtel, streichelte mir die Wange und zog meinen Kopf an sich.Das hatte ich am liebsten, es machte mich ganz fröhlich, und so kamen wir nachhause.

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