Sonntag, 6. Februar 2011

Zoon Politikon

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Als ich auf den Platz herüberkam, saß Sarbadore bereits vor der Bar mit der grünen Markise und las, die Brille in die Stirn geschoben in einem Buch. Ein Kellner trat an den Tisch. Er trug eine lange grüne Schürze. Ich bestellte einen doppelten Fernet mit Eis. Sarbadore hatte inzwischen sein Buch beiseite gelegt und die Brille wieder richtig aufgesetzt. Am Feierabend, sagte er, rette ich mich in die Prosa wie auf eine Insel. Den ganzen Tag über sitze ich inmitten der Lärmflut der Redaktion, am Abend aber setze ich über auf eine Insel, und wenn ich die ersten Sätze anfange zu lesen, so kommt es mir jedesmal so vor, als rudere ich weit auf das Wasser hinaus. Ob er denn nicht auf seiner Insel einen Freund oder Gefährten benötige, so wie Robinson, fragte ich lächelnd. Er überlegte einen kurzen Augenblick und erwiderte dann, seinerseits lächelnd: Einen Freund? Ein ganz unbrauchbarer Mensch. Suche ich mir gegenwärtig zu machen, was er besitzt, so bleibt, bei günstigem Urteil allerdings nur, seine meiner Stimme gegenüber etwas tiefere Stimme. Rufe ich Gerettet, ich meine, wäre ich Robinson und riefe Gerettet, wiederholte er mit seiner tiefern Stimme Gerettet. Wäre ich Korah und riefe Verloren, wäre er gleich mit seiner tiefern Stimme dabei, es zu wiederholen. Es würde bald ermüden, immer diesen Baßgeiger mit sich zu führen. Dabei ist er selbst gar nicht munter bei der Sache, er wiederholt nur, weil er es muß und nichts anderes kann. In einer freien Stunde, schloß Sarbadore sein Bild mit einem übermütigen Pinselstrich ab, wenn ich einmal Zeit habe, diesen persönlichen Dingen mich zuzuwenden, berate ich mit ihm unter Palmen am Strand, wie ich mich wieder von ihm befreien könnte.

Keine Kommentare: