Donnerstag, 3. Februar 2011

In die Nacht

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Das eindrucksvollste freilich waren die, so weit man sehen konnte, überall aus der Ebene und dem flachen Häusergewirr hervorragenden Schlote. Diese Schlote sind heute nahezu ausnahmslos niedergelegt oder außer Betrieb. Damals aber rauchten sie noch, zu Tausenden, einer neben dem andern, bei Tag sowohl als in der Nacht. Es waren diese viereckigen und runden Schlote und diese ungezählten Kamine, aus denen ein gelbgrauer Rauch drang, die sich mir am Tag der Ankunft in der Stadt tiefer einprägten als alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Aus einem der Kamine tauchte unversehens ein kleiner Vogel, hielt sich am Kaminrand fest, sah sich in der Gegend um, erhob sich und flog. Kein gewöhnlicher Vogel, der aus dem Kamin auffliegt. Aus einem Fenster des ersten Stockwerks blickte ein Mädchen zum Himmel auf, sah den Vogel hoch sich heben, rief: Dort fliegt er, schnell, dort fliegt er, und zwei Kinder drängten sich schon zu ihren Seiten, um den Vogel auch zu sehn. Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang dann sah man in dem in die Ebene auslaufenden Parkland einen Schatten wie den einer Wolke über die Weiden laufen – ein Rudel Hirsche auf dem Weg in die Nacht.

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