Montag, 7. Februar 2011

Kommentar General Samson

Chateaubriand verfügt nicht nur über den arg süßen Ton seiner Indianergeschichten, mit denen er, wie Selysses uns auf seinen englischen Wanderungen gleichsam im Vorübergehen wissen läßt, das Herz der jungen Pfarrerstochter Charlotte für sich einnimmt, er vermag auch in knappen nüchternen Worten einen Blick in die Zukunft zu werfen. Reiner Realismus ist gleichwohl nicht sein Anliegen. Wenn wir vielleicht noch bereit sind, den Gleichklang von General Samson und Gregor Samsa zu überhören, der General, der, angeblich im Gespräch mit einigen Farmern aus dem Grenzgebiet, plötzlich aus dem hohen Busche hervortritt mit einem Gefolge von etwa zehn Herren, bei denen es sich kaum um Farmer handeln dürfte, hat unverkennbar ein Element gotischer Rätselhaftigkeit, das Kafka, seiner Gewohnheit treu, keineswegs auflöst. Die Indianer sind ein wenig in den Hintergrund geraten.


Kafka TB 1917

General Samson

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