Montag, 7. Februar 2011

General Samson

Aus dem Schattenreich
Kommentar
In den Sommermonaten kam öfters ein junger französischer Adeliger zu Besuch, der vor den Schrecken der Revolution nach England geflohen war. Der Vater unterhielt sich mit ihm meist über die Homerischen Epen, über die Rechenkunst Newtons und über die amerikanischen Reisen, die sie beide gemacht hatten. Was für Weiten man dort durchmaß und was für Wälder sich dort ausdehnten mit Bäumen, deren Schäfte höher hinaufragten als die Pfeiler der größten Kathedralen. Charlotte lauschte mit wachsender Hingabe diesen Gesprächen, insbesondere wenn der vornehme Gast phantastische Geschichten ausmalte, in denen federgeschmückte Krieger vorkamen und Indianermädchen, deren dunkle Haut einen Anhauch zeigte von moralischer Blässe. Bisweilen aber kamen ihn Anwandlungen eines prophetischen Realismus an, eine Gabe, die ihm in seiner späteren politischen Laufbahn noch zu Gute kommen sollte, und er schaute voraus in die Zeit der letzten größeren Kämpfe, welche die amerikanische Regierung mit den Indianern zu führen hatte. Das am weitesten in das Indianergebiet vorgeschobene Fort – es war auch das stärkste – wurde von einem General Samson befehligt, der sich schon vielfach ausgezeichnet hatte und der das unbeirrbare Vertrauen des Volkes und der Soldaten besaß. Der Ruf General Samson! war gegenüber einem einzelnen Indianer fast so viel wert wie eine Büchse. Eines Morgens wurde von einem Stoßtrupp im Wald ein junger Mensch aufgegriffen und gemäß dem allgemeinen Befehl des Generals, der sich auch um die geringsten Dinge persönlich kümmerte, ins Hauptquartier gebracht. Da der General gerade mit einigen Farmern aus dem Grenzgebiet, so hieß es, eine Beratung hatte, sollte der Fremde zunächst vor den Adjutanten, den Oberstleutnant Otway geführt werden. Hier nun, so der Erzählende, war es für mich an der Zeit einzugreifen. General Samson! rief ich und trat taumelnd einen Schritt zurück, denn da trat er aus dem hohen Busche hervor. Still, sagte er und wies hinter sich. Ein Gefolge von etwa zehn Herren stolperte ihm nach.

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