Montag, 10. Januar 2011

Kommentar Brillenfutterale

Auf seiner Wanderung im Südosten Englands besucht Selysses das Haus Michael Hamburgers, es erscheint ihm als sein eigenes, das Fremde erscheint ihm schön und vertraut. Kafka aber klärt ihn auf, er träumt nur, in einer fremden Wohnung zu sein, er ist bei sich zuhaus, was er sieht ist sein eigen. Sogleich kommt es zum Aufstand des Stillebens, was als eigen ersehntes Fremdes verlockend und schön war, ist als Eigenes, vom Alltag geschunden, fremd und häßlich. Naturgemäß, soweit wir wissen, verändert sich nicht das Habitat, sondern das wahrnehmende Ich, und erst nach einigem Schwanken kommt es zu dem Schluß: Das bin ich also. Wir schätzen uns glücklich, nun eine bessere Vorstellung von den heimischen Lebensumständen des Selysses zu haben, die er gemeinhin so sorgsam vor uns verbirgt. Die angezündete Glühlampe, die stille Wohnung, das Dunkel draußen – so könnte es ein.

Kafka TB 1910

Brillenfutterale und Briefschaften

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