Sonntag, 2. Januar 2011

Kommentar Karawanserei

Beduinen und Nomaden begegnen Selysses an den verschiedensten Orten, so auch in der neuen Pariser Nationalbibliothek, allerdings vorwiegend als Phantasien oder Halluzinationen. Die früheste Einführung in das Nomadentum erhält er als Austerlitz durch das Studium der ganzseitigen Illustration in einer Kinderbibel, die das wandernden Volk in der die Wüste Sinai zeigt, die weitestgehende reale Annäherung durch den Besuch des ethnischen Lokals Wadi Halfa, in Begleitung des Malers Max Aurach, in dem das Personal sozusagen leibhaftig den Eindruck des von einer unbekannten Hand gemalten Fresko stützt, das eine Karawane zeigte, die aus der fernsten Tiefe des Bildes heraus über ein Wellengebirge von Dünen hinweg direkt auf den Betrachter zu sich bewegte. Kafka ist von zeitlichen und räumlichen Realitäten gewohnt wenig beeindruckt, und begibt sich mitten hinein in eine Karawanserei, in der niemand schläft; aber wenn man dort nicht schläft, warum geht man hin, fragt er sich und weiß auch gleich die Antwort: um das Tragvieh ausruhn zu lassen. Noch eine Reihe interessantester Einzelheiten weiß er zu berichten, etwa was das grundsätzlich immer geschlossene Tor anbelangt, dessen seltene Öffnung eine geradezu feierliche Handlung darstellt.

Die Karawanserei

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