Mittwoch, 12. Januar 2011

Kommentar Bresche

Ein zunächst nicht namentlich Genannter schaut aus seinem Fenster hoch über Paris auf die Stadt. Er will eine Karte schreiben, wird aber abgelenkt durch den Ruf eines Vogels in seinen Bauer auf dem Balkon an der Hausmauer. Die Entdeckung des Tieres freut ihn sehr. Dann läßt er sich ablenken vom Bild auf der Karte, das einen stillen See zeigt, im Vordergrund ganz wenig Schilf, in der Mitte ein Boot und darin eine Frau mit ihrem Kind im Arm. Ob er noch dazu kommt, die Karte zu schreiben erfahren wir nicht, denn nun sehen wir ihn schon, enttarnt als Selysses und begleitet von Marie de Verneuil, die der Frau auf der Karte ähnelt, auf einem Spaziergang durch Paris, der sie zu den Tieren im Zoo führt. Offenbar will Selysses sein Erlebnis mit dem Vogel vertiefen und näher ergründen. Sie betrachten sie eine Damwildfamilie und werden ihrerseits von den Tieren betrachtet, à travers une brèche d’incompréhension. Aber ist diese Kluft des Unverständnisses nicht schon das günstigste Maß unseres Verstehens? Kafka ist dieser Frage in seinen Tiergeschichten nachgegangen und Benjamin wiederum bei Kafka.

Bresche des Verstehens

Keine Kommentare: