Sonntag, 2. Januar 2011

Katakomben

Aus dem Schattenreich
Kommentar

Beim Betreten der Arena erschien es mir auf einmal, als sei ich in eine dunkle Geschichte verwickelt. Die Arena war menschenleer bis auf unsere Besuchergruppe mit einem sicherlich nahezu achtzig Jahre altem, wenn nicht noch älterem Führer, einem griechischen Juden. Ich schaute von den obersten Rängen, zu denen ich heraufgestiegen war, auf die jetzt sehr klein sich ausnehmende Gruppe hinunter. Der alte Mann, der wenig mehr als vier Fuß messen mochte, trug ein um vieles zu großes Jackett, das, da er bucklig war und stark vornübergebeugt ging, mit dem vorderen Saum bis an den Boden reichte. Sind wir auf dem richtigen Weg? rief ich unserm Führer zu. Er wandte mir im Licht der Fackel unter Mühen sein bleiches sanftes trauriges Gesicht zu. Ob wir auf dem richtigen Weg waren, schien ihm völlig gleichgültig. Wie kamen wir auch zu diesem Führer, der, statt uns zu den Katakomben zu führen, bisher nur schweigend mitging, wo wir gingen? Ich blieb stehn und wartete, bis unsere ganze Gesellschaft eng beisammen war. Ich fragte, ob niemand fehle; es wurde niemand vermißt. Ich mußte mich damit zufrieden geben, denn ich selbst kannte niemanden von ihnen. Der Führer wandte sich um und erhob den Zeigefinger der Rechten gegen die gleichfalls stehenbleibende Gruppe wie ein Schullehrer vor einer um Haupteslänge ihn überragenden Schülerschar. Im Gedränge, Fremde, waren wir hinter dem Führer her in die Katakomben hinabgestiegen, erst jetzt suchte ich mit ihnen eine Art Bekanntschaft zu schließen.

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