Montag, 17. Januar 2011

Kommentar Nächtlicher Besuch

Auf seinen Wanderungen und Fahrten ist Selysses am Ende des Tages auf die Obhut von Empfangsdamen und Wirtinnen angewiesen, sei es in Italien, sei es in England oder wie hier vermutlich in Böhmen. Die erotischen Obertöne der Empfangsszenen sind, falls überhaupt wahrnehmbar, oft so verschwebend, daß man seiner Ohren nicht sicher sein kann. Kafka verstärkt den Klang nun ganz erheblich, indem er die verschreckte junge Frau mit dem ausweichenden Blick, leicht wiederzuerkennen als schwaches Frauenzimmer, nachts im Schutz der Dunkelheit in das Zimmer des Reisenden eintreten läßt. Vor übereilten und möglicherweise zu weit reichenden Schlüssen sollten wir uns aber hüten.
Kafka TB 1913

Nächtlicher Besuch

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