Sonntag, 2. Januar 2011

Kommentar Stadt

Es scheint eine menschenleere Stadt, die Kafka uns vorführt, die Straßen sind leer, rein und still, eine Stadt ganz dem Spiel des Lichtes hingegeben, in einem mildern Kreis ist alles Licht dicht gesammelt, es gibt dunkle Gäßchen, versteckte Durchhäuser, allenfalls schwache und indirekte Hinweise der Belebtheit, irgendwo bewegt sich langsam ein Fensterflügel, der nicht befestigt worden ist, irgendwo wehn die Enden eines Tuches, sonst gibt es keine Bewegung. Auch die Zeit fehlt, in dieser Stadt ist fortwährend früher, noch kaum beginnender Morgen. Erst mit Selysses, der unter Angst- und Schwindelgefühlen hineingeht in diese Stadt, kommt Belebung, Belebung der unguten Art. Wer hineingeht in das Innere dieser Stadt, weiß nie, was er als nächstes sieht oder von wem er im nächsten Augenblick gesehen wird, er hat die Angst in den Nacken. Der Frieden, wenn es denn Frieden war, ist zerstört.

Die Stadt

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