Samstag, 15. Januar 2011

Kommentar Verkehrsmittel

Bevor er noch seine Schwindelgefühle nach Italien getragen hat, irrt Selysses in einer fremden Stadt herum wie ein Hamster in seinem Rad. Einen bestimmten Kreis vermag er nicht zu verlassen, obgleich die unsichtbaren Grenzlinien völlig willkürlich gezogen sind und keine räumliche Wirklichkeit haben. Kafka macht ihn aufmerksam, daß die auf imaginären Fesseln beruhende und gleichwohl unüberwindliche Einsperrung des wandernden Körpers durch eine Entgrenzung der Augen und des Sinns ins Imaginäre aufgewogen wird. Ein Blick durch das Fenster auf einen sich aufbauschenden Überzieher im Winkel einer Straßenbahn, und schon ist eine ganze Geschichte fertig. Der Bewohner des Überziehers hat sich heute verlobt und fühlt sich gut aufgehoben im Zustand eines Bräutigams.

Kafka TB 1912

Verkehrsmittel

Keine Kommentare: