Montag, 17. Januar 2011

Tschuktschen

Aus dem Schattenreich
Kommentar
Auf die Frage, warum er nicht wie sonst zum vereinbarten Zeitpunkt sich eingefunden habe, erwiderte er: It must have slipped my mind whilst I was waiting for the butterfly man. Er hat sich nach dieser rätselhaften Bemerkung sogleich in den Behandlungsraum begeben und dort so widerstandslos wie immer alle vorbereitenden Maßnahmen über sich ergehen lassen. Ich sehe ihn vor mir liegen, die Elektroden an der Stirn, den Gummikeil zwischen den Zähnen, eingeschnallt in die an den Behandlungstisch angenietete Segeltuchumhüllung wie einer, der gleich beigesetzt werden soll auf hoher See. Die Applikation verlief ohne Zwischenfall. Ich aber erkannte an seinem Gesicht, daß er bis auf einen geringen Rest vernichtet war. Als er aus der Betäubung zu sich kam, gingen die seltsam starr gewordenen Augen ihm über, und ein für mein gehör bis heute nicht vergangener Seufzer stieg aus seiner Brust. Man kann sich fragen, warum er sich freiwillig in diese sogenannte Heilanstalt begeben hatte, man kann sich fragen, warum er nicht wieder aus ihr herausgegangen war, als es noch möglich war. Man kann sich fragen, warum die Tschuktschen nicht auswandern aus ihrem schrecklichen Lande, überall würden sie besser leben, im Vergleich zu ihrem gegenwärtigen Leben und zu ihren gegenwärtigen Wünschen. Aber sie können nicht; alles, was möglich ist, geschieht ja; möglich ist nur das, was geschieht.

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