Aus dem Schattenreich
Kommentar
Die Tänzerin Eduardowa ist im Freien nicht so hübsch wie auf der Bühne. Das ist nur natürlich, zum einen schmeichelt ihr das Bühnenlicht und dann gibt man den Tänzerinnen ebenso wie den jungen Frauen, wenn man sie einem Freier vorführte, ein paar Tropfen einer aus dem Nachtschattengewächs Beladonna destillierten Flüssigkeit auf die Netzhaut, wodurch ihre Augen erstrahlen in einem hingebungsvollen, quasi übernatürlichen Glanz, sie selber aber so gut wie gar nichts mehr wahrnehmen können. Man möchte glauben, daß das den Tanz behindert, aber das Gegenteil trifft zu, es hilft. Tänzerinnen müssen nach innen schauen und allenfalls schattenhaft auf die Umgebung. Gleich wenn sie sich, blutjung noch, zum Tanz entscheiden, hören sie: Empiece por romper los espejos de su casa, deje caer los brazos, mire vagamente la pared, olvídese! Jetzt aber, im Freien, fern der Bühne und mit freiem Blick, fallen die bleiche Farbe auf und diese Wangenknochen, welche die Haut so spannen, daß im Gesicht kaum eine stärkere Bewegung ist, die große Nase, die sich wie aus einer Vertiefung erhebt, mit der man keine Späße machen kann – wie die Härte der Spitze prüfen oder sie am Nasenrücken leicht fassen und hin und her ziehen, wobei man sagt: Jetzt aber kommst du mit. Die breite Gestalt mit hoher Taille in allzu faltigen Röcken – wem kann das gefallen – sie sieht einer meiner Tanten, einer ältlichen Dame, ähnlich, viele ältere Tanten vieler Leute sehn ähnlich aus. Für diese Nachteile aber findet sich bei der Eduardowa im Freien außer den ganz guten Füßen eigentlich kein Ersatz, da ist wirklich nichts, was zum Schwärmen, Staunen oder auch nur zur Achtung Anlaß gäbe. Und so habe ich auch die Eduardowa sehr oft mit einer Gleichgültigkeit behandelt gesehn, die selbst sonst sehr gewandte, sehr korrekte Herren nicht verbergen konnten, obwohl sie sich natürlich viele Mühe in dieser Richtung gaben, einer solchen bekannten Tänzerin gegenüber, wie es die Eduardowa immerhin war.
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Die Tänzerin Eduardowa ist im Freien nicht so hübsch wie auf der Bühne. Das ist nur natürlich, zum einen schmeichelt ihr das Bühnenlicht und dann gibt man den Tänzerinnen ebenso wie den jungen Frauen, wenn man sie einem Freier vorführte, ein paar Tropfen einer aus dem Nachtschattengewächs Beladonna destillierten Flüssigkeit auf die Netzhaut, wodurch ihre Augen erstrahlen in einem hingebungsvollen, quasi übernatürlichen Glanz, sie selber aber so gut wie gar nichts mehr wahrnehmen können. Man möchte glauben, daß das den Tanz behindert, aber das Gegenteil trifft zu, es hilft. Tänzerinnen müssen nach innen schauen und allenfalls schattenhaft auf die Umgebung. Gleich wenn sie sich, blutjung noch, zum Tanz entscheiden, hören sie: Empiece por romper los espejos de su casa, deje caer los brazos, mire vagamente la pared, olvídese! Jetzt aber, im Freien, fern der Bühne und mit freiem Blick, fallen die bleiche Farbe auf und diese Wangenknochen, welche die Haut so spannen, daß im Gesicht kaum eine stärkere Bewegung ist, die große Nase, die sich wie aus einer Vertiefung erhebt, mit der man keine Späße machen kann – wie die Härte der Spitze prüfen oder sie am Nasenrücken leicht fassen und hin und her ziehen, wobei man sagt: Jetzt aber kommst du mit. Die breite Gestalt mit hoher Taille in allzu faltigen Röcken – wem kann das gefallen – sie sieht einer meiner Tanten, einer ältlichen Dame, ähnlich, viele ältere Tanten vieler Leute sehn ähnlich aus. Für diese Nachteile aber findet sich bei der Eduardowa im Freien außer den ganz guten Füßen eigentlich kein Ersatz, da ist wirklich nichts, was zum Schwärmen, Staunen oder auch nur zur Achtung Anlaß gäbe. Und so habe ich auch die Eduardowa sehr oft mit einer Gleichgültigkeit behandelt gesehn, die selbst sonst sehr gewandte, sehr korrekte Herren nicht verbergen konnten, obwohl sie sich natürlich viele Mühe in dieser Richtung gaben, einer solchen bekannten Tänzerin gegenüber, wie es die Eduardowa immerhin war.
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